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Ostersonntag und die Auferstehung


„Jesus ist auferstanden.“ „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ So begrüßen sich die Leute in der kleinen französischen Gemeinschaft von Taizé, die jährlich tausende von Besuchern zu Ostern anzieht, am Ostersonntag. Dabei ist die Freude, die Ausgelassenheit und die Erleichterung nicht zu übersehen.

Zieht sich jemand zurück und tritt in die Geschehnisse der Karwoche ein, wird er tief berührt. Viele, wenn nicht alle durchlaufen tiefe Prozesse der Reinigung und der Neuordnung. Diese Prozesse sind nicht immer leicht und einfach. Doch am Ende, wenn die Freude in einem hochsteigt und jede einzelne Zelle des Körpers von ihr erfüllt wird, dann weiß man, es hat sich gelohnt.


Das Grab ist leer.


Weichen tiefe innere Blockaden, wird das Darunterliegende freigeben. Es integriert sich in dem großen Ganzen, zu dem es gehört. Leere entsteht in uns. Festeingefahrene Muster, Glaubenssätze oder Sichtweisen treffen auf die Leere, in der sie ihre Existenzberechtigung verlieren und endlich ihr destruktives Wirken einstellen können. In dieser Leere, des Grabes, findet ein Transformationsprozess statt. Altes nicht gebrauchtes fällt ab, und die Menschlichkeit erhebt sich aus der Destruktivität. Sie wird berührbar, sichtbar, fühlbar und nahbar.


Die Menschlichkeit ergießt sich in die Welt, berührt die Herzen der Menschen und schafft Wohlwollen unter allen Lebewesen. Mit einem tiefen, erleichternden Atemzug können wir ausatmen.


Es ist vollbracht.


Das Leben hat ein weiteres Mal über den Tod gesiegt, in uns und durch uns in der Welt.


Die erworbenen Kompetenzen, von in der Mitte ruhen, gut geerdet zu sein und das Einstellen der Bewertungen bilden die Grundlage für die Auferstehung der Menschlichkeit. Bleiben wir menschlich, bedeutet dies verletzlich, berührbar, mitfühlend, ehrlich und noch vieles mehr zu sein. Das ist nicht immer leicht in einer Welt voller Intrigen, Machtmissbrauch, Konkurrenzdenken, Profitgier und Leistungsstreben. Genauso wenig wie in einer Welt, in der gesellschaftliche Normen großgeschrieben werden und der individuelle Ausdruck mit Füßen getreten wird.


Menschlich zu sein, bedeutet tief verwurzelt mit den natürlichen Rhythmen zu leben, angebunden sein an die Weisheit und die Liebe und zu wissen, dass wir nur ein Abdruck von etwas viel Größerem sind. Menschlich zu sein, bedeutet aber auch, seine Grenzen zu kennen, sich selbst vor Schaden zu schützen und die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Menschlich zu sein bedeutet weiters, Gefühle und Emotionen sowie Körperwahrnehmungen und Körperreaktionen fließen zu lassen, sie wahrzunehmen und ihnen Ausdruck zu verleihen. Gleichzeitig jedoch den Ausdruck jener unterdrückten Gefühle und Emotionen aus ihrer Destruktivität zu befreien.


Jedes Mal, wenn dies geschieht, erleben wir eine Auferstehung und somit die Freude von Ostern.


Halleluja

Halleluja

Halleluja



Ostersonntag und die Auferstehung






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