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Renate Konrad

Kollektives Trauma und Corona


Wir schreiben gerade Trauma Geschichte.


War der erste Lockdown geprägt von massiver Angst an einer Krankheit zu erkranken, die wir nicht kennen, so war der zweite Lockdown geprägt von Wiederstand. Wenige haben sich an all die Maßnahmen gehalten, haben sich im Stillen aufgelehnt und revoltiert. Jetzt der dritte Lockdown hat Potenzial zu traumatisieren. Den Druck und den Stress den das Nervensystem zurzeit aushalten muss sind enorm. Die Belastungen für jeden einzelnen Menschen sind unglaublich, besonders für jene die Einsam sind, die Benachteiligten, die Schwachen und Kranken. All jene, die schon vor der Krise am Rande der Gesellschaft gestanden haben, sind es, die am stärksten die Auswirkungen der Maßnahmen zu spüren bekommen. Der Wegfall der Silvesterpartys stellt einen enormen Einschnitt dar. Ein Event auf das sich Leute freuen, das vielen Halt und Sicherheit in einer instabilen Situation gegeben hätte und einen Anker darstellen hätte können, um die Maßnahmen weiter mitzutragen und ertragen zu können.


Der zweite Punkt, die Massentests, zu dem die meisten Leute nun gezwungen werden unter einer fadenscheinigen Freiwilligkeit. Ich spüre Ohnmacht, Erstarren und Fassungslosigkeit auf uns Menschen zu kommen, wenn die neuen Maßnahmen in Kraft treten. Der Druck auf die Bevölkerung wird größer, viele fühlen sich in die Enge getrieben und fühlen sich in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt. Persönliche Möglichkeiten, gut durch die Krise zu kommen, werden weiter beschnitten und zwar in einem Maße, dass nur noch das kleinere Übel zu wählen einem übrig bleibt, in einem Feld der absoluten Überforderung und einem stetig wachsenden Druck.


Sicherlich werden nicht alle Österreicher durch die Maßnahmen in ihrer Würde und Unversehrtheit getroffen und verletzt, je höher jedoch der Prozentsatz an betroffenen Menschen ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit kollektives Trauma zu produzieren, das in weiterer Folge auf alle Menschen und Bevölkerungsschichten wirkt.


Meiner Meinung nach schreiben wir Trauma Geschichte, die aufgearbeitet werden und die Integration erfahren muss und Einfluss hat auf zukünftige Generationen.


Ich habe keine Lösung, auch kein Rezept. Ich sehe und spüre nur unfassbares Leid das sich im Inneren von uns Menschen aber auch im Inneren unserer Gesellschaft abspielt und das kein Gehör bekommt und dem leider viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Noch sind viele handlungsfähig, aber wie lange noch?


20.12.2020 Renate Konrad

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