Ausatmung und Einatmung, Tod und Geburt, Ende und Auferstehung, dies alles ohne erkennbare Pause feiern wir zu Silvester unüberhörbar und in unübertreffbare Art und Weise nach menschlicher Manier.
Der Jahreswechsel befindet sich in der stillsten und dunkelsten Zeit des Jahres, in mitten der Raunnächte, in deren Tagen der Schleier in die Anderswelt hauch dünn ist. Besonders heuer gleitet man mühelos von einer Welt in die andere und wieder zurück und kann die berührendsten Dinge erleben, klare Bilder sehen und unglaublich schöne und heilende Botschaften empfangen und erspüren.
Das kommerzielle Silvester mit all seinen Partys und Feuerwerken zerreißt die Stille und die Dunkelheit dieser magischen Zeit. Es zerreißt diese besondere Zeit der Innenschau, den Kontakt mit der nicht sichtbaren Wirklichkeit und der Heiligkeit.
Tod und Geburt sind Schwellenzeiten, in denen sich der Himmel auf die Erde neigt und sich das Licht der Erde mit dem des Himmels vereint. Dabei wird entweder ein Licht auf der Erde implementiert oder ein Licht zurückgeholt und heimgebracht in den Himmel, das den Tod eines menschlichen Körpers zur Folge hat. Beides sind tief berührende Ereignisse und sichtbare Wunder. So wie wir den Tod aus unserem Leben verbannen, versuchen wir auch normale spontane Geburten zu kontrollieren und planbar zu gestalten. Dabei geht das Vertrauen in die innere Kraft, Macht und Weisheit der Frauen immer mehr und mehr verloren. So sind die wenigsten Geburten stille und heilige Zeiten, in denen das Leben mit seiner unendlichen Weisheit gefeiert wird und wir uns demütig vor ihm verneigen.
Der Tod und die Geburt eines Menschen sind Ereignisse von nur wenigen Stunden, wohingegen alle beteiligten Personen schon Tage oder Wochen davor durch Ahnungen, Vorstellungen, Träume vielleicht Gefühle oder intuitives Gespür vorbereitet werden. Die Zeit nach dem eingetroffenen Ereignis ist eine Zeit der Integration, des Neuordnens und des Ankommens in der neuen Wirklichkeit. Wieder ist Stille die dominierende Kraft in der sich alle Prozesse vollziehen.
Den Jahreswechsel, wie wir ihn begehen, widerspiegelt sowohl den Stress als auch die Angst vor dem Tod und der Geburt. Die Angst vor dem Abschied und dem Loslassen, sowie die Angst vor dem Neuen, das unweigerlich kommt, aber wir weder kennen, sehen noch einschätzen und einordnen können. Bei jeder Geburt machen wir einen Schritt in das Unbekannte und in die Dunkelheit und somit in die Unsicherheit. Ur-Ängste wie Verlustangst und Versagensängste, oder die Angst vor der Sichtbarkeit und die Todesangst versetzen unser Nervensystem in Alarmbereitschaft und treiben uns in eine Hyperaktivität. Den Stress in uns agieren wir mit Böller, lauten Partys, schreien und grölen aus oder wir betäuben ihn mit Alkohol und übermäßigem Essen oder ignorieren ihn mittels Schlafs. Jene hellsichtigen Menschen und Schamanen machen Prognosen und Vorhersagen was auf uns im Neuen Jahr wohl alles zukommen wird, um uns unsere Unsicherheit und Ängste zu nehmen, oder die Dunkelheit zu erhellen und somit das Unbekannte zu zähmen. Gleichzeitig werden bestehende Befürchtungen zu Ängsten und vorhandene Ängste bestätigt…
Das Tor in die Anderswelt liegt offen vor uns. Jeder von uns kann einen Blick hindurch werfen und sich berühren lassen von dem Wunder des Lebens, das sich dort webt und im Laufe der Zeit in unserer Welt sichtbar wird. Lassen wir uns berühren von der Einfachheit, der Stille und des Nichtwissens und erkennen wir den Zauber und die Magie, die in ihnen liegen. Bei all den Prognosen, Vorschauen und Prophezeiungen für das kommende Jahr, vergessen wir viel zu oft den Blick auf uns selbst zu richten um zu spüren, welche Ahnungen sich in uns zeigen. Hören und vertrauen wir auf jene ganz leisen und zarten Stimmen und Gefühle in uns und auf jene, die ganz unverhofft unter der Dusche, beim Kochen oder beim Öffnen des Computers in einem aufsteigen. Denen gilt es zuzuhören und sie in unserem Herzen aufzubewahren um das Wunder ihrer Geburt später in unserem Leben zu erkennen und zu feiern. Erkennen wir jedoch auch alle leisen und zarten Ahnungen, die uns auf einen Abschied vorbereiten, damit wir auch in jenen Momenten das Wunder des Lebens spüren, wie es uns tief berührt und liebevoll umarmt.
So wünsche ich euch ein friedliches, ruhiges und geselliges Hinübergleiten in das Jahr 2024, das für euch viele berührende Momente, herzerwärmende Begegnungen, Freude und Liebe sowie viel Lebendigkeit und Leichtigkeit bringen möge.
Renate Konrad
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