Wieder ein Jahr vergangen und er ist ein weiteres Mal da, der Frauentag. Wieder einer dieser Tage, an dem die Leistung, Mythen und die immer noch herrschende Ungleichheit von Frauen thematisiert wird, um bereits am nächsten Tag in Vergessenheit zu geraten. Als ich jung war, habe ich diesen Fokus auf die Frauenwelt, die ich als unterdrückt und minderwertig erlebt habe, gefeiert. Heute entlockt mich der Rummel um diesen Tag ein schwaches Schulterzucken und einen tiefen Seufzer mit Kopfschütteln. Für mich stellt sich die Frage, was sich wohl wirklich in all den vergangen Jahre für Frauen verändert hat. Denn gefühlt reden wir über die gleichen Themen wie noch vor 10 Jahren. Damals wie heute ging es um Frauen in Spitzenpositionen, wir reden immer noch über gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Damals wie heute reden wir über mehr Kinderbetreuungsplätze und die Angleichung des Pensionsantrittsalter. Ja, und jährlich wird aufgezeigt was noch nicht optimal läuft. Wie, dass Frauen immer noch die meiste Hausarbeit erledigen, Kindererziehung und in der Pflege von Angehörigen sich tatkräftig einsetzen. Von Pensionssplitting wird wenig geredet. Viel zu spät habe ich selbst davon erfahren und beim Erwähnen dieses, beim Vater meiner Kinder, einen Streit heraufbeschwört.
Es ist toll was die Frauenbewegung ab den 60igern erreicht und geschafft hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber ganz ehrlich. Ich möchte nicht den Männern gleich werden und ich möchte auch keinen Mann an meiner Seite, der sich wie eine Frau verhält. Ich möchte mein Frausein leben, in allen Bereichen. Mein Frausein, meine Weiblichkeit und alles was damit zusammenhängt. Ich möchte mich um meine Kinder selbst kümmern und sie nicht frühzeitig in eine Betreuungseinrichtung stecken, aus Angst vor der Altersarmut.
Wir reden von Gleichberechtigung und meinen im Grunde Anpassung und Vereinheitlichung. Gleichzeitig werden Kinder nicht als ein unschätzbarer Schatz und als Reichtum unserer Gesellschaft angesehen, sondern als lästiges Anhängsel, welches Frauen ihre Karriere kostet und sie in die Altersarmut stürzt.
Ich glaube fest daran, dass die Überlegungen, die heute am Frauentag, sowie am Equal Pay Day angestellt werden, wichtig und gut sind, und dennoch fehlt ein wichtiger Punkt. Und, wenn wir diesen nicht schnellst möglich finden und uns mit dem zu beschäftigen beginnen, reden wir in 10 Jahren am Frauentag immer noch über das Gleiche.
Die ursprüngliche Aufgabe, für die wir Frauen geschaffen sind und unser gesamter Körper ausgelegt ist, ist für unsere Kinder und unsere Familie da zu sein. Unser Körper ist weich, sodass Kinder sich an uns schmiegen können. Wir verfügen über eine reiche Gefühlswelt um die Gefühle und Emotionen unserer Kinder verstehen zu können. Wir haben die Fähigkeit über Probleme zu grübeln und sie manchmal wie eine Henne zu bebrüten. Ist dies schlecht? NEIN!!!! Ganz im Gegenteil es geschieht Transformation durch das Bebrüten von Problemen, manchmal erwächst aus ihnen eine Lösung, die für alle Beteiligten gut ist. Die Lösung ist auf alle Fälle eine kreative, innovative, vielleicht sogar eine transformierende oder sogar heilende. Wir brauchen diese Brutenergie in unserer Gesellschaft, in unserer Welt und in unseren Familien dringender als wir denken. Frauen haben die Fähigkeit in sich neues Leben entstehen zu lassen. Aber wir brauchen Zeit, bis sich das Neue Leben entwickelt und reif ist in die Welt zu kommen. Ein Baby braucht neun Monate, bis es das Licht der Welt erblickt. Wieso müssen wir im übrigen Leben immer sofort eine Antwort, eine Lösung, eine Handlung parat haben? Das ist die männliche Art zu reagieren, die gut und wichtig ist. Aber nicht die von uns Frauen.
Unsere ursprüngliche Art zu sein, wie wir sind, ist über lange Zeit verpönt, belächelt und als minderwertig angesehen worden. Das Weibliche, und somit die Frauen, sind unterdrückt, missbraucht und versklavt worden, und das werden viel zu viele heute immer noch, überall auf der Welt. Wir tragen davon tiefe Wunden in uns, die sich nicht zu Letzt heute, am Frauentag, zeigen.
Das zur Schaustellen von erfolgreichen Frauen, der Ruf nach Gleichberechtigung, das Beteuern von monetären Unterschieden, der Ruf nach mehr Kinderbetreuung und so weiter und so fort, sind für mich Zeichen der tiefen Wunde, die wir Frauen in uns tragen.
Wir können diese nicht heilen, in dem wir gleich viel verdienen, in dem wir die Karriereleiter ebenso erfolgreich erklimmen, wie dies Männer tun. Wir können diese Wunden nur in uns heilen, in dem wir uns ihnen zuwenden und unsere Würde wiedererlangen. Tun wir dies als Gemeinschaft von Frauen, werden wir zu jenen haltenden Gefäßen, zu denen wir bestimmt sind. Wir hören auf, Männern ähnlich zu werden und verlangen von unseren Männern auch nicht mehr, etwas anderes als ein Mann zu sein. Wir hören auf uns in erniedrigende Kontexte zu begeben, destruktive und gewaltvolle Beziehungen einzugehen. Wir beginnen endlich zu unseren Gefühlen und Emotionen zu stehen. Lernen mit diesen konstruktiv umzugehen und sie zu halten. Wir werden Selbstbewusst, was uns vor Unterdrückung, Missbrauch und Ausbeutung schützt. Und vor allem wir vereinen uns wieder und hören auf uns gegenseitig zu beneiden, auszustoßen und zu erniedrigen um die größte, beste und schönste im ganzen Land zu sein, wie es in Schneewittchen heißt. Wir hören auf uns selbst zu optimieren und wir beginnen wieder wahre Mütter für unsere Kinder zu sein, die nicht von einem Termin zum nächsten hetzen, aus Angst vor Altersarmut, oder vor den Blicken anderer Mütter. Wir fangen an uns selbst zu erkennen und zu sehen, wie wir unser Leben im Einklang mit unserer Würde und Werte leben wollen. Dieses Leben wird für jede Frau auf der Welt unterschiedlich aussehen. Die eine wird eine fulminante Karriere machen, eine andere sieht ihre Aufgabe als Vollzeitmama für die Familie zu sorgen, und wieder andere vereinen Beruf und Familie vorbildhaft, wobei der Einstieg ins Berufsfeld jeder Frau selbst überlassen werden sollte. Jede Frau sollte frei entscheiden können was ihr im Leben wichtig ist, ohne schief angesehen, finanziell schlechter auszusteigen oder in der Angst vor Altersarmut zu leben.
Gleichberechtigung setzt genau an diesem Punkt an: in der Gleichwertigkeit der Arbeiten.
Regierungstätigkeiten, das Leiten einer Firma oder das Reparieren eines Autos, sie alle sind gleichviel wert wie all die unbezahlten Arbeiten, die vorwiegend Frauen leisten. Die Kindererziehung und das Präsent sein für Kinder ist als gleichwertig anzusehen. So ist der Chefposten in einem weltweiten Unternehmen und die Kindererziehung für die Zukunft und den Fortbestand einer Gesellschaft wichtig und beide haben einen Wert und dieser Wert sollte gleich sein. Darüber sollen wir reden.
Denken wir auch darüber mal nach, wohin wir als Gesellschaft wollen und welche Rolle dabei gesunde, stabile, selbstbewusste und leistungsstarke Kinder spielen.
Denken wir auch darüber nach wie wichtig Beziehung, Bindung und eine herzliche Führsorge für unser Kinder ist, damit sie zu den oben genannten Persönlichkeiten werden.
Denken wir doch auch darüber nach was Frauen dafür benötigen, für ihre Kinder die nährende, haltgebende, unterstützende und wohlwollende Mutter zu sein.
Denken wir auch darüber nach wie wir es schaffen so viel Stress wie möglich von Schwangeren und Stillenden Frauen zu nehmen, damit Kinder von der Zeugung an erfahren, dass es schön ist auf dieser Welt zu sein.
Das sollten die Themen sein, die heute behandelt werden sollten, denn alle anderen ergeben sich als Folge automatisch daraus.
Einen schönen Frauentag 2024
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