Ein Afrikanisches Sprichwort besagt: „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen.“
…Kommt ein Baby auf die Welt, so verlässt es ein Nest, in dem es Sicherheit und Geborgenheit erfahren hat, und weil es alles, was es zum Überleben benötigt, bekommen hat, entwickelt es ein Vertrauen, dass alles in Ordnung und Gut ist. Die Selbstverständlichkeit, die es im Mutterleib erfahren hat, kann ihm unsere westliche Welt jedoch mit all den allgemein gültigen Meinungen, Anforderungen und dem immer steigernden Leistungsdruck, der auf den Schultern seiner Eltern lastet, in den meisten Fällen nicht mehr bieten. So gebiert es sich in eine Wirklichkeit, die von Anfang seines noch jungen Lebens Forderung an es stellt. Es soll doch möglichst gleich die Nacht durchschlafen, nur alle vier Stunden was zu trinken brauchen, dafür jedoch nur maximal eine viertel Stunde benötigen und dann wieder brav selbständig schlafen oder später selbständig und ruhig spielen. Es möge doch immerzu lächeln und das Herz aller jederzeit erwärmen. Gefühle wie Wut, Zorn und Ärger werden ihm abgesprochen, da es doch sieht wie sich alle für es abstrampeln. Es möge doch auch von Anfang an wissen, dass seine Eltern da sind, auch wenn es die meiste Zeit im Kinderwagen durch die Welt geschoben wird, obendrein möge es doch bitte sich freudestrahlend in die Arme von fremden Menschen werfen, damit seine Eltern möglichst bald und unbeschwert nach seiner Geburt in den Arbeitsprozess integriert werden können.
Gefühle von Enttäuschung und Wut brechen in ihm aus, Verzweiflung macht sich in ihm breit. Zwickt dann noch dazu der Bauch, ist es ihm zu laut oder passt die Zimmertemperatur nicht und sieht das Geschwisterchen es auch noch als sein Lieblingsspielzeug an, so ist das ganz schön viel für den neuen Erdenbürger. Wird es bei dieser Umstellung liebevoll von seinen Eltern begleitet, kann es an die Erfahrungen im Mutterleib anknüpfen und die Gefühle von Sicherheit und Vertrauen, dass alles in Ordnung ist in dieser rauen Welt wieder erleben, was ihm Entspannung und Zufriedenheit schenkt.
Jungen Eltern wird leider viel zu oft suggeriert, die Schwangerschaft sei eine Krankheit, bei der die Ursache, das Baby, möglichst so oft wie möglich ärztlich untersucht werden muss, um ja sicher zu gehen ob eh alles nach Plan läuft. Das einzig krankhafte an dieser Übergangsphase und Initiationsphase von jungen Menschen ist, dass sie ihrer inneren Weisheit und ihrer natürlichen Intuition beraubt werden. Mit und in dieser vollkommenen Verunsicherung müssen werdende Mütter mit der Veränderung ihrer Biologie umgehen, den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechen und alles konsumieren, was man ihnen suggeriert das ein Baby braucht.
Das Essentiellste in dieser Situation, dass beide, Eltern und Kind jedoch brauchen ist Zeit. Zeit sich an die Veränderungen zu gewöhnen, Zeit sich auf die anstehenden Umstellungen einzustellen und vor allem noch mehr Zeit für die Beziehung, denn Beziehung ist der Schlüssel zu Sicherheit und Vertrauen…
Wo ist die Zeit in unserer schneller werdende Zeit? Oder sollte man fragen: „Was ist eigentlich Zeit…?
Wo ist das Dorf in unserer zivilisierten Welt? Oder sollte man eher fragen: „Was ist das Dorf…?“
Wo ist die Sippe in unserer westlichen Welt? Die Familie oder doch eher die Medien…?
Wo ist die Familie in unserer technisierten Welt? Am Küchentisch oder am Handy…?
Ein Ausschnitt aus meinem in Entstehung befindenden Buch: Mensch, wo ist deine Lebendigkeit!?
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